Der weltweite Rohstoffverbrauch ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Um den Bedarf an wertvollen Metallen wie Nickel, Kupfer und Kobalt zu decken, wird zunehmend der Tiefseebergbau als Option diskutiert. Diese Form des Bergbaus zielt auf Rohstoffvorkommen in der Tiefsee, insbesondere auf Manganknollen, Massivsulfide und Eisen-Mangankrusten, die wertvolle Metalle enthalten. Doch während einige diese Ressourcen als unverzichtbar für moderne Technologien sehen, warnen Kritiker vor den noch unbekannten ökologischen Folgen.
Die Rolle der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA)
Ein Großteil der Tiefseelagerstätten befindet sich außerhalb nationaler Grenzen und wird von der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) reguliert. Diese vergibt Explorationslizenzen und entwickelt Abbauregelungen, die sogenannte „Mining Code“. Seit 2016 wird über die Rahmenbedingungen des künftigen Tiefseebergbaus verhandelt. Trotz der Fortschritte ist der industrielle Abbau bisher nicht erlaubt, und die ökologischen Auswirkungen sind weitgehend unerforscht.
Manganknollen: Fokus auf die Clarion-Clipperton-Zone
Die Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik, größer als die EU, birgt riesige Manganknollenvorkommen. Schätzungen zufolge könnten hier 25 bis 40 Milliarden Tonnen Manganknollen lagern, die reich an Nickel, Kupfer und Kobalt sind. Allerdings sind nur etwa 15 bis 25 Prozent der Fläche tatsächlich für den kommerziellen Abbau geeignet.
Die Tiefsee – ein empfindliches Ökosystem
Die Tiefsee ist der größte und am wenigsten erforschte Lebensraum der Erde. Die dort lebenden Organismen sind extremen Bedingungen angepasst und reagieren sehr empfindlich auf Störungen. Die Sedimentschicht, die am Meeresboden liegt, spielt eine zentrale Rolle im Nährstoffkreislauf und beherbergt eine Vielzahl noch unbekannter Arten. Ein Abbau dieser Schichten würde die Lebensräume unwiederbringlich zerstören. Da die Tiefseeorganismen sehr langsam wachsen und oft hohe Lebensalter erreichen, wären die Schäden dauerhaft.
Folgen des Tiefseebergbaus
Beim Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee würden die oberen, belebten Schichten des Meeresbodens gestört: große Sedimentwolken könnten sich großflächig ausbreiten und sesshafte Tiere, wie Korallen und Schwämme, bedecken. Der Eingriff in das empfindliche Ökosystem könnte ebenfalls den Nährstoffkreislauf der Tiefsee und der damit verbundenen Wasserschichten stören.
Ein weiterer Risikofaktor ist das Einleiten von Brauchwasser, das durch den Abbau verunreinigt wird und Meereslebewesen schädigen kann. Auch die Lärmbelastung durch Fahrzeuge und Schiffe stellt ein Problem dar, da Lärm in der Tiefsee weiträumig übertragen wird. Obwohl Scheinwerfer zur Beleuchtung der Tiefsee meist durch hydroakustische Verfahren ersetzt werden, bleibt die Frage nach den langfristigen Auswirkungen auf die Meeresumwelt offen.
Ein Eingriff mit langanhaltenden Folgen
Langzeitstudien zeigen, dass die Lebensgemeinschaften in Manganknollenfeldern sich nicht in menschlichen Zeitskalen von den Eingriffen erholen können. Die Zerstörung von Ökosystemen und die Unterbrechung von Nährstoffkreisläufen können Tausende Jahre andauern. Die Entscheidung, ob und wie der Tiefseebergbau voranschreiten soll, erfordert daher sorgfältige Überlegungen und weitere Forschung, um irreversible Schäden zu vermeiden.