Die Verschmutzung des Meeres mit Plastik und Kunststoffen ist für die meisten Menschen das offensichtlichste Umweltproblem der Meere. Entweder, weil sie Müll am Strand aus eigenem Erleben kennen oder aber die vielen Medienberichte verfolgen, in denen über die tödlichen Auswirkungen des Plastikmülls für Wale, Schildkröten und andere Meeresbewohner berichtet wird.
Das Problem mit Plastikmüll im Meer ist gigantisch und nicht nur an Stränden sichtbar: Die Kunststoff-Abfälle in den Weltmeeren sammeln sich aufgrund von Wind und Strömungen in aktuell fünf großen Plastik-Inseln oder besser gesagt: Müllstrudeln.
Der größte Strudel ist der Great Pacific Garbage Patch. Er befindet sich zwischen Kalifornien und Hawaii. Seine Größe wird auf mindestens 79 Tausend Tonnen Plastik geschätzt, die in einem Gebiet von 1,6 Millionen Quadratkilometern schwimmen(1). Zum Vergleich: Das ist mehr als die vierfache Fläche Deutschlands.
Drei Viertel des Mülls in den Meeren ist Plastik
Plastik macht einen Großteil des Mülls in den Meeren aus - rund drei Viertel des Abfalls besteht aus Kunststoffen. Diese Stoffgruppe umfasst eine Vielzahl verschiedener Werkstoffe, die aus kohlenstoffbasierten Makromolekülen, sogenannten Polymeren, bestehen. Abhängig von ihrem Verwendungszweck enthalten Kunststoffe zudem vielerlei Zusatzstoffe wie Weichmacher, Lösungs- und Härtungsmittel. Plastik ist sehr haltbar und braucht Jahrhunderte, um auf natürliche Weise zersetzt zu werden. Gelangt es ins Meer, verschwindet es nicht, sondern sammelt sich an. Weltweit werden jährlich mehr als 460 Millionen Tonnen Plastik produziert. Davon landen zwischen 19 und 23 Millionen Tonnen als Müll in Gewässern - ebenfalls pro Jahr. Das entspricht fast zwei Lkw-Ladungen pro Minute(2).
Obwohl es vor allem in Europa inzwischen erfolgreiche Recyclingsysteme gibt, wird sehr viel Plastik weiterhin als Müll entsorgt. Der Grund ist, dass nur sortenreines Plastik problemlos wiederverwertet werden kann. Gemischte Kunststoffverpackungen lassen nicht gewinnbringend recyceln. Sie werden entweder entweder verbrannt oder in andere Länder exportiert. Dort werden sie als Müll entsorgt, oftmals unachtsam, und gelangen über verschiedene Wege ins Meer.
Die Europäische Union stuft etwa ein Viertel der in der Kunststoffproduktion verwendeten chemischen Stoffe als potenziell bedenklich ein. Das heißt, sie werden in der Umwelt nur langsam oder unvollständig abgebaut und können sich so in Organismen und entlang der Nahrungskette anreichern. Außerdem sind viele der verwendeten Zusatzstoffe giftig.
Das Problem mit Mikroplastik
Je länger Plastik Sonne, Wind, Wellen und Salzwasser ausgesetzt ist, desto mehr verwittert und zerfällt in immer kleiner werdende Stückchen. Wenn diese Stückchen kleiner sind als fünf Millimeter gelten sie als Mikroplastik. Sie werden durch Wind und Strömungen über den gesamten Weltozean verteilt und werden dabei kaum zersetzt, sondern mit der Zeit ständig weiter fragmentiert. Plastikpartikel wandern mittlerweile in einem eigenen Stoffkreislauf um die Welt und verschmutzen selbst entlegene Regionen - im Meereis der Arktis genauso wie in Tiefseegräben(3).
Mikroplastik stammt allerdings nicht nur von zerriebenen größeren Plastikabfällen. Es entsteht auch an Land und wird direkt ins Meer eingetragen. Eine Quelle ist zum Beispiel der Abrieb von Autoreifen, der über den Regen in Flüsse gelangt und darüber wiederum ins Meer. Eine andere Quelle sind synthetische Fasern aus Kleidung, etwa aus den beliebten Fleece-Pullovern. Beim Waschen werden Mikroplastik-Partikel freigesetzt, die von Kläranlagen nicht erfasst werden. Auch sie gelangen über Flüsse ins Meer.
Folgen für die Meeresumwelt
Wie sich Mikroplastik sowie die in Plastik enthaltenen chemischen Stoffe auf Meereslebewesen und den Menschen auswirken, ist noch nicht bekannt. An der Müllverschmutzung mit sichtbarem Plastikmüll leiden die Tiere und Pflanzen der Meere allerdings deutlich. Zum Beispiel:
- weil sich Meerestiere im Plastikmüll (etwa in Fischernetzen oder auch Plastiktüten) verheddern und sterben, da sie nicht mehr freikommen.
- weil Meereslebewesen die Kunststoffreste für Nahrung halten und sie fressen. Sie verhungern anschließend mit vollem Magen oder vergiften sich mit chemischen Stoffen im Plastik. Das gilt übrigens auch für Raubtiere, deren Beute zuvor Plastikmüll gefressen hat.
- weil ganze Lebensräume, in denen sich Plastikreste und/oder verlassene Fischernetze ansammeln, zerstört werden.
Fachleute sprechen von einem globalen Umweltproblem, infolgedessen die Ozeane pro Jahr Leistungen und Funktionen im Wert von schätzungsweise 500 bis 2500 Milliarden US-Dollar einbüßen.
Lösen lässt sich dieses Problem, wenn die Plastikproduktion weltweit zurückgefahren und eine flächendeckende Wiederverwertung der Kunststoffe eingeführt wird. Langfristig sollten zudem biologisch abbaubare Ersatzstoffe verwendet werden.
Die vielen Freiwilligen, die Plastikmüll an den Küsten sammeln und sachgerecht entsorgen, leisten einen sehr wichtigen Beitrag. Dennoch: Am Strand landet nur ein winziger Bruchteil dessen, was tatsächlich an Müll im Meer treibt.
Quellen
- (1) Lebreton, L., Slat, B., Ferrari, F. et al. (2018): Evidence that the Great Pacific Garbage Patch is rapidly accumulating plastic. Sci Rep 8, 4666. doi.org/10.1038/s41598-018-22939-w
- (2) Bergmann, M. (2024), Der lange Weg zu weniger Plastikmüll. Standpunkt auf der Website von Helmholtz - Gemeinschaft deutscher Forschungszentren, www.helmholtz.de/newsroom/artikel/der-lange-weg-zu-weniger-plastikmuell/
- (3) Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) forscht zu Mikroplastik im Meer. Eine Übersicht über Forschungsthemen und -ergebnisse gibt es hier: www.awi.de/forschung/biowissenschaften/oekologie-der-schelfmeere/ags/ag-mikrobielle-oekologie/mikroplastik.html